Schulleben in Deutschland

Schulleben in Deutschland

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„Schule ist Ländersache“– Was bedeutet das?

In Deutschland gibt es kein einheitliches Schulsystem. Das bedeutet, dass jedes Bundesland eigene Gesetze und Regelungen für die Schulbildung zu verfassen hat. Dementsprechend variiert das Schulsystem von Land zu Land. Hier sind einige Informationen zum deutschen Schulsystem, die wichtig sind:

Schulpflicht

Im deutschen Bildungssystem herrscht die Schulpflicht. Kinder sind verpflichtet bis zum Abschluss des 9. oder 10. Schuljahres (je nach Bundesland) eine Schule zu besuchen.

Grundschule

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Jedes Kind im Alter von ca. 6-11 Jahren besucht zunächst einmal eine Grundschule (primary school) für insgesamt vier Jahre (sechs Jahre in Berlin und Brandenburg). Danach gibt es eine Reihe von verschiedenen weiterführenden Schulen, an denen die Bildung fortgesetzt werden kann.

Lehrempfehlung (für weiterführende Schulen)

Schülerinnen und Schüler benötigen in einigen Bundesländern eine sogenannte Lehrempfehlung von der Grundschullehrerin/dem Grundschullehrer, um beispielsweise eine Realschule oder ein Gymnasium besuchen zu können. Diese Lehrempfehlung ergibt sich hauptsächlich aus den Noten der Schüler. Dies hat sich allerdings in den letzten Jahren geändert und in den meisten Bundesländern ist eine Lehrempfehlung nicht mehr nötig. Schülerinnen und Schüler entscheiden gemeinsam mit ihren Eltern, auf welche Schulform sie nach der Grundschule wechseln möchten.

Schulformen

Da jedes Bundesland für seine eigene Schulpolitik zuständig ist, gibt es viele verschiedene Schulformen, Kombinationen und Bezeichnungen. Die folgenden Schulformen machen die traditionelle Schulstruktur Deutschlands aus, wobei erwähnt werden muss, dass in den meisten Bundesländern eine Schulform stattgefunden hat und seitdem viele Änderungen vorgenommen werden.

Hauptschule

In akademischer Hinsicht hat die Hauptschule das niedrigste Niveau im Vergleich zu den anderen weiterführenden Schulen. Der Fokus liegt eher darauf, die Schülerinnen und Schüler den direkten Berufseinstieg zu ermöglichen. Die meisten Hauptschulabsolventen widmen sich der Berufsausbildung in Kombination mit der Berufsschule. Die Hauptschule führt zum Hauptschulabschluss in der 10. Klasse. SuS mit guten Leistungen können einen höheren Schulabschluss ansteuern.

Realschule

Die Realschule (Klasse 5-10) endet mit der sogenannten Mittleren Reife. Realschulabsolventen können eine Berufsausbildung anfangen oder auf ein Berufskolleg wechseln. Schülerinnen und Schüler mit guten Leistungen haben die Möglichkeit, nach der 10. Klasse ein Gymnasium oder eine Gesamtschule zu besuchen, um die allgemeine Hochschulreife (Abitur) zu erlangen.

Gymnasium

Das Gymnasium ist womöglich der Traum aller Eltern für ihre Kinder. Diese Schulform ermöglicht den höchsten allgemeinbildenden Schulabschluss, das Abitur. Mit dem Abitur sind Schülerinnen und Schüler berechtigt an einer Universität zu studieren. Je nach Bundesland wird nach 12 (G8) oder 13 Schuljahren das Abitur erreicht. Für die gymnasiale Oberstufe (die letzten zwei Jahre vor dem Abitur) wählt man sogenannte Leistungsfächer, welche auch in der Abiturprüfung geprüft werden; dabei kann man nach seinen eigenen Neigungen entscheiden, muss aber mindestens eine Sprache und eine Naturwissenschaft wählen. Mit der Wahl der Profilkurse bestimmt man auch automatisch das Profil/die Richtung, die man für sein Abitur einschlägt; es gibt das künstlerische/musische Profil, das Sprachliche, das Naturwissenschaftliche, und an manchen Schulen auch das Sportliche Profil. Insgesamt wird man im Abitur in fünf Fächern geprüft; drei davon sind auf höherem Niveau, wovon zwei bei der Benotung doppelt gewertet werden. Hat man also beispielsweise das sprachliche Profil gewählt, könnte man in Englisch, Französisch und Deutsch, sowie in Biologie und Politik geprüft werden.

Gesamtschule

Die Idee mit der Gesamtschule war es eine Alternative zum dreigliedrigen Schulsytsem (Hauptschule – Realschule – Gymnasium) anzubieten. Diese Schule kombiniert die drei Schulformen und bietet den jeweiligen Schulabschluss (je nach Leistung) an.

Berufsschule

Nachdem ein Abschluss der oben genannten Schulformen erreicht wurde, haben Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit eine Ausbildung zu beginnen und parallel eine Berufsschule zu besuchen, welche die fachliche Bildung fördert.

Förderschule

Daneben gibt es in Deutschland eine Reihe von Förderschulen für Schülerinnen und Schüler mit einer Behinderung oder anderen Einschränkungen. Ihnen wird derselbe Zugang zur Bildung und Lernangeboten geboten, um ihnen die gesellschaftliche und berufliche Teilhabe zu ermöglichen. Sie werden nach ihrem individuellen Bedarf sonderpädagogisch gefördert.

In diesem Kontext ist das Stichwort Inklusion zu erwähnen, worüber in der Schulpolitik in den letzten Jahren immer wieder diskutiert wurde. Die UN-Behindertenrechtskonvention trat 2009 in Deutschland in Kraft und versucht allen Menschen die gleichen Möglichkeiten und die uneingeschränkte Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen. Inklusive Bildung ist ein Teil der Konvention und richtet sich an Kinder mit Behinderungen und ihr Recht eine normale Schule besuchen zu dürfen. Obwohl immer mehr Schülerinnen und Schüler mit Behinderungen in das normale Schulsystem integriert wurden, ist Deutschland von dem Ziel des gemeinsamen Lernens noch weit entfernt. Insbesondere die Umsetzung in den weiterführenden Schulen gestaltet sich sehr schwer. Darüber hinaus gibt es wieder bundesweit große Unterschiede beim Inklusionsanteil.

Für mehr Informationen:

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Studie_IB_Klemm-Studie_Inklusion_2015.pdf

Vom gegliedertem Schulsystem zum integrierten Schulsystem?

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Die vielen Schulformen, Kombinationen und Namen der Schulen variieren von Bundesland zu Bundesland und können wirklich verwirrend sein. Jedoch entwickelt sich das traditonalle dreigliedrige Schulsystem (Hauptschule, Realschule, Gymnasium) zu einem zweigliedrigen Schulsytem. Ziel ist es, neben dem Gymnasium eine Art Gemeinschaftsschule zu entwickeln, die für alle Schülerinnen und Schüler zugänglich ist und auf der alle Schulabschlüsse (je nach Leistung) erreicht werden können. Schülerinnen und Schüler werden nicht in so jungen Jahren nach der Grundschule selektiert und auf verschiedene Schulformen verteilt (das selektierende Schulsystem wurde stark kritisiert), sondern ihnen wird die Möglichkeit gegeben alle Schulabschlüsse zu erreichen.

Für mehr Informationen:

http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/zukunft-bildung/215556/zweigliedrigkeit

Elementarstufe, Primarstufe, Sekundarstufe I/II, Tertiärstufe

Die fünf Stufen des Bildungssystems haben jedoch fast alle Bundesländer gemeinsam:

Elementarstufe: Kinder im Alter von zwei bis sechs Jahren besuchen einen Kindergarten
Primarstufe: umfasst die Grundschule
Sekundarstufe I: weiterführende Schule von Klasse fünf bis neun.
Sekundarstufe II: Oberstufe nach der Sekundarstufe I
Tertiärstufe: umfasst Universitäten, Fachhochschulen und andere Hochschularten, die zu einem akademischen Abschluss führen

Das Notensystem

Das deutsche Notensystem besteht aus einer Skala von 1 bis 6, wobei 1 sehr gut und 6 ungenügend ist. In der Oberstufe des Gymnasiums (Klasse 11,12 und 13) gibt es ein Punktesystem, um Noten zu vergeben; dabei sind 15 Punkte die Bestnote und 00 Punkte die schlechteste. Um zum Abitur zugelassen zu werden, darf man nicht mehr als 4 Unterkurse (mit einer Punktzahl von unter 4 Punkten) haben.

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Stundenplan

Der Studenplan variiert von Tag zu Tag. SuS haben einen wöchentlichen Wochenplan, einige Fächer werden mehrmals in der Woche unterrichtet (z.B. Hauptfächer), während andere nur ein Mal unterrichtet werden. Ein typischer Schulstart beginnt zwischen 07:30-08:00 Uhr und eine Unterrichtsstunde ist in der Regel 45 oder 90 Minuten (Doppelstundenmodell) lang.

Elternsprechtag

Der Elternsprechtag ist eine Gelegenheit für die Eltern mit dem Klassenlehrer über die aktuellen schulischen Leistungen ihres Kindes und das soziale Verhalten zu sprechen. Elternsprechtag findet gewöhnlich einmal in einem Schulhalbjahr statt. Besonders Eltern von Grundschulschulkindern und Sekundarstufe I Schülerinnen und Schülern wird empfohlen diesen Termin wahrzunehmen.

Sitzenbleiben

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Ein Alptraum für Schülerinnen und Schüler! Sitzenbleiben gehört zum deutschen Schulsystem. Schülerinnen und Schüler müssen das Schuljahr wiederholen wenn ihre Noten nicht ausreichend sind. Die Anzahl der Defizite (Note 5) entscheiden darüber, ob die Klasse wiederholt werden muss oder nicht. Die Regelungen hängen von den jeweiligen Schulformen ab und es wird darüber hinaus zwischen Hauptfächern und Nebenfächern unterschieden. In der Regel führen zwei Defizite in den Hauptfächern zum Sitzenbleiben, jedoch besteht die Möglichkeit ein Defizit mit einer guten Note (mindestens eine drei) in einem anderen Hauptfach auszugleichen.

Blauer Brief

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Warnung! Wenn Du einen “blauen” Brief in deinem Postkasten findest, ist es an der Zeit zu pauken. Die sogenannten “blauen” Briefe werden an Schülerinnen und Schüler verschickt, die in ihren derzeitigen Leistungen Defizite (4- bis 6) aufweisen und diese die Versetzung gefährden. Somit werden sowohl Eltern, als auch Schülerinnen und Schüler gewarnt und Schülerinnen und Schüler haben die Gelegenheit sich bis zum Halbjahresende zu verbessern. Diese Briefe sind in Wirklichkeit jedoch nicht blau, sondern weiß. Die Bezeichnung geht zurück in das 18. Jahrhundert, wo königliche Anordnungen blickdicht sein mussten. Das Papier wurde daher oft aus Lumpen und alten Uniformen hergestellt, die zu der Zeit preußisch blau waren.

Abitur

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Das Abitur ist der höchste allgemeinbildende Schulabschluss, den Schülerinnen und Schüler in den letzten zwei Jahren auf einem Gymnasium erwerben können und welcher sie dazu berechtigt, an einer Universität zu studieren. Es ist vergleichbar mit den A-Levels in Großbritannien. Am Ende der Jahrgangsstufe 12 oder 13 (je nach Bundesland) treten Schülerinnen und Schüler vier oder fünf Prüfungen an, jeweils in einem mathematisch-naturwissenschaftlichen, einem gesellschaftlichen und einem sprachlich-künstlerischen Fach. Eines der vier oder fünf Fächer findet in Form einer mündlichen Prüfung statt. Nachdem die Prüfungen absolviert und bestanden wurden, wird aus den Prüfungsnoten und den vorherigen Noten aus den letzten zwei Jahren eine Durchschnittsnote ermittelt. Diese Durchschnittsnote wird Numerus Clausus bezeichnet (NC), mit der Schülerinnen und Schüler sich für eine Universität bewerben. Der NC geht von einer Skala von 1.0 – 4.0.

Hinweis: Je besser der NC-Schnitt, umso höher sind die Chancen für dich, an einer Universität für dein Wunschfach angenommen zu werden.

Links:

https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/Studie_IB_Klemm-Studie_Inklusion_2015.pdf

http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/zukunft-bildung/163283/das-bildungssystem-in-deutschland

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